nachdem mein Herbertz Schnitzmesser (http://forum.odoo.tv...329_1390449.jpg) beim ent-asten den Geist aufgegeben hat (die Klinge hat sich selbstständig zu einer Klinge mit stumpfen Teilwellenschliff geformt ;) ) entschied ich mich, mir ein neues Gebrauchsmesser zuzulegen.
Dabei erinnerte ich mich an meinen Anfang des Messersammeln, als ich noch die Obergrenze von 50€ für ein Messer hatte. Sofort kam mir das Gerber Metolius Fixed in den Sinn. Das Messer habe ich kurzerhand bestellt und es ist nun seit ein paar Tagen in meinem Besitz, sodass ich es jetzt ausreichend getestet habe:
Technische Daten:
Hersteller: Gerber
Name: Metolius (feststehende Version)
Griff: Nylon-/Glasfaser mit Softgrip Überzug
Klingenstahl: 154CM
Bauweise: Full-tang / Vollerl
Anschliff: Hohlschliff
Klingenlänge: ab Griff: 9,9 cm, ab Anschliff: 8,3 cm
Gesamtlänge: 21,5 cm
Breite: 3,5mm
Höhe: 3,0 - 3,5 cm
Gewicht: 235 g
Preis: ca. 50€
Lieferumfang und -zustand:
Das Messer wird mit einer einfachen Nylonscheide geliefert und besitzt out-of-the-box eine mittelmäßige Gebrauchsschärfe, von einer Rasurschärfe ist es noch weit entfernt.
Das Messer:
Erster Eindruck - Der erste Eindruck des Messers war gut. Es macht den gleichen Eindruck wie auf Fotos im Netz, und wirkt wie ein kleiner Brecher, trotz der "geringen" Klingenbreite von 3,5 mm.
Verarbeitung - Die Verarbeitung des Messers liegt im Mittelfeld. Die Griffschalen sitzen passgenau, das Finish der Klinge ist gleichmäßig und die Schrauben sitzen einwandfrei - gerade, fest und ohne Kratzer. Einziges dickes Minus bildet der Softgrip überzug, welcher auf den Rest des Griffes geklebt ist: Das Softgrip-Material wurde wahrscheinlich "gegossen" bzw gespritzt, danach wurden aber die Ränder nicht richtig abgeschnitten, sodass noch unschöne Reste vorhanden sind.
Haptik - Das Messer liegt super in der Hand, die Fingermulden sind angenehm und ein Handschutz verhindert ein Abrutschen in die Klinge. Bei einer Handschuhgröße von 9,5 bleibt noch ein wenig Spiel am unteren Ende des Griffes, sodass auch eine 10er Hand genügend Griff zu Verfügung hat. Der Softgrip Überzug ist auch bei nassen und schwitzigen Händen noch angenehm und rutschsicher. Die Riffelungen an der Klingenrückseite sind abgerundet und geben genügen Griffigkeit für den Daumen und auch die Fehlschärfe ermöglichen (wie z.B. beim ESEE 4) ein höheres Greifen des Messers für noch mehr Gefühl beim Führen der Klinge. Das Messer ist von Rechts- und Linkshändern bedienbar. Einziges Manko stellen die starken Riffelungen an der Klingenrückseite dar: Sie bieten zwar Griffigkeit, bei mittleren Arbeiten und hartem Holz drücken sich diese aufgrund ihrer Ausprägung doch stark in den Daumen.
Optik - Das Gerber Metolius gefällt mir vom Aussehen sehr gut, der schwarz-graue Griff und die satinierte Klinge geben ein einheitliches, gleichmäßiges Bild ab. Das Messer vermittelt durch seine ungewöhnliche Klingenform den Eindruck eines Hais, diesem Eindruck wird es aber auch gerecht: es ist massiv und schneidfreudig wie ein Haifischzahn ;) ;)
Arbeiten:
Feine Arbeiten - Nachdem ich das Messer mit einem Spyderco Sharpmaker nachgeschäft habe (hat ein wenig gedauert, der Stahl ist nich so leicht zu schärfen), konnte man gut mit dem Messer Haare rasieren. Das Auffächern von Holz stellte auch kein Problem dar, trotz seines wuchtigen Eindrucks ermöglichen die Klingendicke, der Hohlschliff und die Möglichkeit, das Messer hoch zu greifen auch noch feine Arbeiten mit z.B. Holz.
Mittlere Arbeiten - Das Anspitzen von Stöckern und das Abhacken kleiner Äste stellte kein Problem für das Metolius dar, es befand sich hier genau in seinem Element. Lediglich die oben angesprochenen Riffelungen für den Daumen verursachten nach einigem Arbeiten leichteste Schmerzandeutungen im Daumen ;)
Schwere / Grobe Arbeiten - Eine Freude ist das Batoning mit dem Gerber Metolius. Durch seine enorme Klingenhöhe konnte man auch dickere Äste noch gut durchschlagen, da das Schlagholz auch bei tiefen Kerben noch auf den Klingenrücken schlagen konnte. Durchtrennt habe ich einen Handgelenk-starken und einen Unterarm-starken Ast, dies ging leicht von der Hand.
Das Spalten von Holz ist mit dem Messer nicht möglich / sehr schwer: Grund dafür ist die schmale Klinge und vor allem die kurze Klingenlänge - man kann nur kleine Holzstücke spalten, ansonsten kann man nicht mehr mit dem Schlagholz auf den Klingenrücken schlagen.
Stahl - Der Stahl behält die Rasurschärfe mittelmäßig lang: Nach ca. 15 abgeschlagenen Ästen, 3 Baumstümpfen (batoning), einmal Spalten, mehrfaches Anspitzen und Auffächern verschiedener Holzsorten rasiert das Metolius nicht mehr. Die Schärfe liegt jedoch nur kurz unter einer Rasurschärfe und bleibt eine gute Gebrauchsschärfe. Klingenausbrüche sind nicht aufgetreten.
Scheide - Die Scheide des Gerber Metolius Fixed ist meiner Meinung nach das Manko. Für jeden, der Nylonscheiden mag ist sie okay, für mich nicht. Das Messer wird zwar dank eines Druckknopfes sicher gehalten und ist vor einem Durchstechen durch eine Plastikeinlage geschützt, jedoch ist die Scheide gefaltet und macht damit das Messer unnötig breit. Die Scheide besitzt eine Grütelschlaufe, mit der man das Messer am Gürtel hängend transportieren kann.
(Ich habe mir eine Kydexscheide gefertig, welche das gesamte Bild des Messers abrundet.)
Fazit:
Das Messer gefällt mir insgesamt wirklich gut. Es ist schön anzusehen, griffig, schneidfreudig und bietet einen guten, schnitthaltigen Stahl. Das Arbeiten mit dem Messer macht Freude und geht größtenteils leicht von der Hand. Negative Punkte sind die Nylonscheide und dass man Holz nicht gut spalten kann.
Ich würde das Messer jedem empfehlen, der ein stabiles Arbeits-/Camping oder Outdoormesser sucht. Vor allem für Einsteiger bietet es viele Pluspunkte, besonders der günstige Preis überzeugt.
PS: Entschuldigt die schlechte Fotoqualität, meine Mittel sind etwas begrenzt.
PPS: Das ist mein erstes Messer-Review, über Verbesserungsvorschläge freue ich mich.
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Bearbeitet von Slum, 28. November 2011 - 16:16.