Schweden ist aus meiner Erfahrung heraus ein hervorragendes Land, um etwas in der Natur zu unternehmen (schwed. "Friluftsliv") und Ausflüge in die Wildnis zu machen (schwed. "Vildmark").
Es gibt das Jedermannsrecht (schwed. "Allemansrätten"), welches ein ungeschriebenes Gesetz ist und jedem - mit gewissen Einschränkungen - freien Zugang zur Natur verschafft. Da die Mehrheit der Schweden sich erfahrungsgemäß in der Natur besser zu benehmen weiß als die Mehrheit der Deutschen, funktioniert das auch ganz gut.Als Tourist sollte man darauf bedacht sein, sich ebenfalls passend zu benehmen, damit dieses Recht erhalten bleibt und Zugang und Nutzung der Natur nicht, wie hierzulande, durch eine Vielzahl von Vorschriften und Verboten kastriert wird.
Obwohl die meisten von uns hier im hauptsächlich Outdoor-Bereich unterwegs sind, möchte ich zu Anfang mal einen kleinen Überblick über logistische Themen geben, denn auch Dinge wie Einkaufen und Anreisen sind mitunter notwendig für eine gelungene Zeit in der schwedischen Natur.
Einkaufen
Einkaufen in Schweden ist üblicherweise etwas teurer als hierzulande. Ich habe es noch nie genau durchgerechnet, aber im Schnitt würde ich mal 25% als Richtwert angeben. (Norweger, denen man in Schweden begegnet werden aber gerne erzählen, wie preiswert es ist, in Schweden einzukaufen ). Allerdings weichen manche Dinge stärker vom deutschen Preisgfüge ab, als andere. Alkohol z.B. ist sehr teuer, und nur sehr niederprozentig (z.B. Lätt Öl = Leichtbier) im normalen Handel zu bekommen. Höherprozentiges gibt es nur bei staatlichen Verkaufsstellen (Systembolaget) oder deren Lizenznehmern. Wer unterwegs mal anstoßen möchte, bringt am besten etwas aus Deutschland mit. Die Freimengen sind recht groß bemessen, seit Schweden EU-Mitglied ist. Lingon Sylt (Preiselbeerkompott) und Kött Bullar (Fleischbällchen) sind hingegen recht günstig zu haben.
Die Läden haben üblicherweise auch Sonntags auf, allerdings sind dann tendenziell bei kleineren/abgelegeneren Läden die Öffnungszeiten eingeschränkt..
Die wohl größte/verbreitetste Supermarktkette in Schweden ist ICA. Eine Übersicht der Filialen gibt es hier http://www.ica.se/butiker/sok-butik/
Üblicherweise teilen sich die Märkte auf in
- "ICA nära" = kleiner Laden, üblicherweise in kleinen Ortschaften zu finden.
- "ICA kvantum" = normaler Supermarkt
- "ICA maxi" = großer Supermarkt/Hypermarkt mit großer Non-Food-Abteilung
Dann gibt es in größeren Orten WiLLY:S, vom Charakter her auch eher ein Discounter. (Filialen: http://www.willys.se/Vara-butiker/)
Ganz wichtig, wenn man unterwegs halbwegs preiswert die Vorräte aufstocken möchte, ist Lidl. (Filialen http://www.lidl.se Menüpunkt "Våra Butiker"). Hier gibt es auch etliche Sachen aus Deutschland, die man sonst in den schwedischen Läden eher nicht bekommt (z.B. Rostbratwurst).
Wem unterwegs Ausrüstung fehlt/kaputtgeht, oder wer Reparaturmaterial/Werkzeug braucht, und dabei nicht zu tief in die Tasche greifen möchte, dem sei Biltema ans Herz gelegt. Diesen Bau-/Angel-/Camping-/Outdoor-/Bootszubehör-/Garten-/...-Discounter findet man in größeren Städten (Filialen http://biltema.se/sv/varuhus/). Von der Angelschnur über Klebeband, Regenpochos, Gaskocher und -kartuschen, Insektenschwamm für die Windschutzscheibe, Igluzelte bis hin zu Sonnenschirmen und Liegestühlen gibt es dort so ziemlich alles, was das Herz begehrt - zu meistens sehr niedrigen Preisen. Qualitativ ist das zum Teil nicht so der Brüller. Aber als Improvisationslösung für unterwegs oft ausreichend.
Man tendiert beim Einkaufen relativ schnell dazu, den Preis in schwedischen Kronen (SEK) durch zehn zu teilen, um den ungefähren Gegenwert in Euro zu ermitteln. Allerdings liegt der Kurs derzeit bei ca. 1:9. Die überschlagsmäßige Rechnung mit 1:10 ist bequem, aber gefährlich für die Urlaubskasse.
Essen
Wer unterwegs etwas einkehren will, sollte sich sich auf sehr Hohe Kosten gefasst machen. Viele Restaurants bieten aber um die Mittagszeit Tagesgerichte (Dagens Rätt) an. Das ist recht moderat vom Preis. Fastfood ist meiner Erfahrung nach ähnlich eingepreist wie in Deutschland.
Tanken
Die meisten Tankstellen in Schweden sind Automatentankstellen. Ich bezahle üblicherweise mit Visakarte und PIN und habe damit bisher keine Probleme gehabt. Prinzipiell sind die Distanzen in Schweden etwas größer und man sollte gerade weiter nördlich nicht unbedingt zu knapp kalkulieren. Die Kosten für Superbenzin sind relativ ähnlich den Kosten in Deutschland, Diesel ist im Vergleich recht teuer - er liegt knapp unterhalb des Benzinpreises.
Camping
Das Jedermannsrecht gesteht Einzelpersonen und kleinen (!) Gruppen (max. 2-3 Zelte) das Zelten in der Natur für 1-2 Tage zu. Allerdings gibt es Einschränkungen, z.B. darf nicht (ohne Einverständnis des Bauern) auf landwirtschaftlicher Nutzfläche gezeltet werden, Nicht auf umfriedeten Privatgelände, nicht in der Nähe von Wohnstätten (Abstand min. 150 m) etc. Das ist Trotz der Einschränkungen schon sehr viel wert. Zudem gibt es etliche Bereiche in denen Campen verboten ist (gekennzeichnet durch Schild). Auf Öland ist Wildcamping meines Wissens komplett verboten.
Allerdings gibt es auch andere (natürliche) Einschränkungen, die man nicht außer acht lassen sollte.
Schweden ist recht gut bewaldet und der Boden ist häufig von kleinen runden Steinen aus der letzten Eiszeit übersäht. Man findet also nicht überall einen Platz, um ein Zelt gut aufbauen zu können. Gerade in meinem Fall ist das schwierig, da ich mit einem Familienzelt schon eine gewisse Fläche brauche. Irgendwo findet man immer eine Stelle, wo man sein Zelt aufbauen kann, aber man möchte ja evtl an einem See stehen o.ä. Das wird dann schon schwieriger und mit ein bisschen Pech. ist der See auch noch durch einen dichten Schilfgürtel im Uferbereich unzugänglich. Wenn man mit dem Auto unterwegs ist, erreicht man manche Stellen auch überhaupt nicht. (Was ja auch grundsätzlich gut so ist, aber in dem Moment hilft es einem wenig). gute Stellen zum Zelten zu finden ist also nicht immer ganz einfach. Wenn man Glück hat, kennt man schon welche und weiß, wo man hin muss, ansonsten ist die Suche oft schwierig. (Beim Wandern/Kanuwandern) sieht die Sache aber auch schon wieder anders aus. Ich rede hier jetzt eher vom Campen bei Überlandfahrten)
Aus meiner Erfahrung sollte man tagsüber die Augen offen halten, ob man was schönes findet, ansonsten rechtzeitig lieber einen Campingplatz ansteuern. Die Plätze haben neben den Annehmlickeiten der Zivilisation auch z.B. den Vorteil einen guten Seezugang zu haben. (kleiner Tipp dazu sind Badeplätze (schwed. badplats), hier gibt es häufig einen Strand mit Steg, Umkleiden, eine Trockentoilette. Allerdings ist es dort zumindest bei gutem Wetter selten ganz einsam. Manchmal gibt es leider auch dort Zeltverbote. (zumindest direkt am Strand ist das meistens so und auch sinnvoll).
Viele schwedische Campingplatze rechnen anders ab als Campingplätze in DE/DK/NL etc. Man bezahlt pro "Grundstück" (schwed. Tomt) einen Festbetrag, egal ob ein Wohnmobil, Wohnwagen, Zelt, Auto etc. darauf steht. Auch die Personenzahl ist dann meist egal. In der Regel muss man jedoch für Duschen und evtl auch Heißwasser zum Spülen noch Münzen einwerfen, einige Plätze haben auch ein Chipkartensystem dafür. Hinzu kommt noch gegebenenfalls der Stromanschluss ("el"). Bei vielen Plätzen braucht man auch eine Campingkarte, die man einmalig pro Jahr kaufen muss und die für alle Plätze gilt, die im Camingverbund sind.
Karten
Ich bneutze den "Sverige Vägatlas" von Motormännen, dem schwedischen ADAC. Die karte ist wirklich gut und recht hoch augelöst, so dass man problemlos einzelne Häuser darauf identfizieren kann. Habe bisher alles gut gefunden darauf. Es gibt ein paar Anbieter, über die man den Straßenatlas hierzulande beziehen kann (ca. 30-40 €). Wenn man in Schweden ist, kann man den evtl . etwas günstiger im Handel bekommen. Das Geld ist in jedem Fall gut angelegt, wenn man, so wie ich, viel und auch gerne mal abseits der Hauptstraßen durchs Land fährt. Mit dem Navi hatte ich des öfteren Probleme, weil Straßen unbekannt/nicht vorhanden waren. Teilweise wurden Strecken nicht gefunden und Routen mit erheblichem Umweg gesucht, die auf der Karte und in der Realität einwandfrei vorhanden waren. Ich verwende das Navi dort eigentlich nur zur urbanen Navigation.
Des weiteren kann ich euch als Onlinekarte http://kartor.eniro.se/ ans herz legen. Hochaufgelöste topographische Karten gibt es online vom schwed. Vermessungsamt Lantmäteriet http://kso2.lantmateriet.se/
Schweden wurde übrigens von Google Streetview sehr gut erfasst.
Anreise
s. Thread Passagen nach Schweden und Norwegen
Bearbeitet von Vennwanderer, 12. Juni 2014 - 17:02.